Mit einem lauten Knall und einem grellen Lichtblitz verließ
die „Emperors Law“ den Warpraum, der sie aus dem Dunkel des Weltraums ausspie.
Ihre Antriebe glühten, die Waffenkontrolle lag in finsterem Schwarz. Ab und an
blitzten im Inneren des Schiffs Lasergewehrschüsse auf und zerrissen die
Finsternis. Die Hülle des Schiffs war in schlechtem Zustand. Der Warpsprung
hatte seinen Tribut gefordert.
Captain Bolt richtete sich langsam auf. Der plötzliche
Warpsprung hatte ihn gegen die hintere Wand seiner Kommandozentrale geworfen
und ihm mindestens einige Stunden Kopfschmerzen beschert. Sein Blick glitt
durch den Raum. Das Licht flackerte und einige der Konsolen standen in Flammen.
Seine Männer waren dabei die heftigsten Brände zu löschen und in den Griff zu
bekommen. Das Funkgerät rauschte vor sich hin.
Langsam erhob er sich, strich seinen Mantel glatt und setzte
sich seine Offiziersmütze wieder auf.
„Bericht!“, schrie er in das Chaos der Brücke hinein und
schlagartig wurde es ruhiger.
„Sir, unsere Triebwerke 2 und 4 sind ausgefallen, die
Waffenkontrolle ist beschädigt und nicht einsatzfähig, unser Warpantrieb glüht
und die Hülle unseres Schiffes ist an einigen Stellen beschädigt, wenn nicht
sogar durchbrochen. Die Lebenserhaltung arbeitet nur noch auf 60 Prozent und es
scheint so als hätten wir ein Fünftel unserer Männer während des Sprungs
verloren.“, antworte ihm zügig ein Unteroffizier.
„Was ist mit den widerlichen Xenos in der Waffenkontrolle?
Ist die Bedrohung ausgemerzt?“
„Sir, es scheint als würden die Kämpfe noch andauern.“
„Bringen sie die Brücke wieder in Ordnung und machen sie uns
wieder flugfähig. Wir müssen der Admiralität berichten. Ich werde mich selbst um
den Xenos kümmern.“
„Sir, ja, Sir.“
Der Unteroffizier nickte und schleuderte nun selbst einige
Befehle der Brückencrew entgegen.
Captain Bolt überprüfte das Magazin seiner Boltpistole und
griff dann zu seinem Kettenschwert, verließ die Brücke durch eine beschädigte Metalltür
und machte sich auf den Weg in die Waffenkontrolle.
Vor ihm öffnete sich der Hauptkorridor seines Schiffes. Das
Licht flackerte, die Elektronik schien schwer beschädigt zu sein. An einigen
Wänden lehnten verletzte Mitglieder seiner Crew, an denen er wortlos vorrüberging.
Seine Gedanken waren bereits in der Waffenkontrolle und er spürte immer mehr
den kalten Stahl seines Kettenschwertes in seinem festen Griff.
„Sir, warten sie!“
Captain Bolt ging noch einige Schritte weiter, bis die Worte
zu ihm durchgedrungen waren. Er hielt inne und wandte sich um.
„Was ist los?“, fragte er schon fast ein wenig genervt.
Vor ihm stand ein Trupp Soldaten mit Flammenwerfern und
Lasergewehren. Auf ihren Gesichtern erkannte er Entschlossenheit, die ihn fast schon
stolz machte.
„Wir werden sie begleiten, Sir.“, sagte der Sergeant mit
fester Stimme. „Wir wollen unser Schiff zurück…“
Captain Bolts Blick glitt zwischen den einzelnen Soldaten
hin und her. Schließlich nickte er stumm, wandte sich von ihnen ab und ging
weiter in Richtung Waffenkontrolle.
Schon von Weitem konnte er das Summen der Lasergewehre
hören, das sich mit den Schreien seiner Männer und einigen lauten Befehlen
vermischte. Er kam näher. Gleich hatte er es geschafft, nur noch die eine Ecke.
Doch mit einem unangenehmen Zischen und einem heftigen
Schlag schloss sich vor ihm eine Tür und ein lautes Kratzen machte deutlich,
dass sich die metallene Platte im Rahmen verkeilt hatte. Neben dem Schott sprühten
Funken aus einem Bedienpanel.
Captain Bolt schlug wütend auf die Wand und versuchte die
schwere Platte zu bewegen, doch diese rührte sich keinen Zentimeter.
„Verdammter Mist.“, zischte der Kommandant.
„Sir, wenn sie erlauben…“, sagte einer der Soldaten
unsicher.
Captain Bolt nickte und beobachtete den Soldaten genau, als
er begann sich mit dem Türpanel zu beschäftigen.
Die lauten Geräusche hinter der Tür wurden leiser und es
schien ihm, als würden die Schüsse und die Schreie langsam abflauen. Hatten
seine Männer gesiegt?
Der Soldat schraubte und tippte noch immer, unter leisen
Flüchen, am Bedienfeld herum, als sich mit einem erlösenden Klacken das Schott öffnete,
in der Mitte aber hängen blieb und immer wieder gefährlich nach unten zuckte.
„Hmmh… mehr ist nicht zu machen, Sir, jedenfalls nicht auf
die Schnelle…“, sagte der Soldat fast schon enttäuscht.
„Gute Arbeit Soldat.“, lobte Captain Bolt den Soldaten, „ich
denke, das sollte reichen.“
Elegant schob er sich durch das halb geöffnete Schott und
lies dabei nicht das zuckende Metallschott aus den Augen. Seine Männer folgten
ihm.
Vor ihnen öffnete sich nun die Waffenkontrolle. Über zwei
Stockwerke hinweg waren Computer, Bedienfelder, Server und Generatoren
verteilt. Überall sprühten Funken aus den Elektroteilen und die
Bedienmannschaft lag blutüberströmt im Raum verteilt. Ein Blick an die Decke
zeigte deutlich, dass sich etwas durch diese in den Raum gefressen hatte.
Der Griff um sein Kettenschwert wurde fester und die
Boltpistole hielt er im Anschlag. Mit einem Nicken gab er den Truppen zu
verstehen, dass sie sich im Raum umsehen sollten.
Er selbst stieg über die Überreste einiger Soldaten und ging
direkt in den Raum hinein. Das Flackern des Lichtes offenbarte immer wieder den
Schrecken von zerstückelten Körpern und perfekt zerteilter Ausrüstung. Weit und
breit war kein toter Xenos zu entdecken.
„Verdammt…“, zischte er leise.
Im gleichen Moment erhellte grelles Feuer die Umgebung.
Einer der Soldaten hatte seinen Flammenwerfer abgefeuert und sogleich war ein
grässliches Aufheulen zu vernehmen, das von hektischer Bewegung begleitet
wurde. Klackend schien sich Etwas schnell durch den Raum zu bewegen.
Captain Bolt versuchte dem Geräusch zu folgen und feuerte
eine Salve seiner Boltpistole in den wieder dunkel gewordenen Raum hinein.
Wieder heulte das Wesen auf, diesmal näher.
Ein markerschütternder Schrei einer seiner Männer folgte dem
Heulen des Wesens und im nächsten Augenblick landete ein fein säuberlich
abgetrennter Oberkörper vor den Füßen des Kommandanten.
Der Griff um sein Kettenschwert wurde noch fester und all
seine Sinne waren in Alarmbereitschaft. Da, plötzlich ein Kratzen direkt neben
ihm.
Sein Blick traf den Blick der Kreatur, die direkt vor ihm
stand. Ihr Gesicht war vom Feuer des Flammenwerfers angesengt, hatte dem
bösartigen Leuchten der gelben Augen aber keinerlei Bedrohlichkeit genommen.
Das Maul war mit scharfen Zähnen besetzt und mit dem Blut seiner Soldaten
verschmiert. Seine vorderen Arme waren Klingen, die anderen Klauen. Aus seinem
Maul tropften Sabber und Blut. Langsam öffneten sich die Zahnreihen und ein
bedrohliches Knurren riss Captain Bolt aus seiner Schockstarre.
Geistesgegenwärtig schwang er sein Kettenschwert und traf die Kreatur an einem
der Klingenarme, der sich ohne Widerstand vom Rest des Körpers abtrennen ließ
und zappelnd auf dem Boden landete. Das Wesen schrie auf und hieb mit der
anderen Klinge nach Captain Bolt, der nicht mehr ganz ausweichen konnte und am
linken Oberarm erwischt wurde. Schmerzverzehrt ließ er seine Boltpistole fallen
und taumelte einige Schritte zurück.
Im gleichen Augenblick erhellte erneut das Feuer des Flammenwerfers
die Umgebung und traf die Kreatur schwer, die einige Schritte zurückwich und wieder
gefährlich aufschrie. Das Summen von Captain Bolts Kettenschwert erfüllte
erneut die Luft und spaltete kurz darauf den Schädel des Wesens, das kurz
darauf leblos zusammenbrach.
Mit letzter Kraft zog er seine Waffe aus dem Körper des
Xenos und stützte sich auf dieser ab.
„Gut gemacht, Männer.“, flüsterte er leise. Er spürte das
heftige Pochen seines verwundeten Arms und bemerkte, dass immer mehr seines
Blutes zu Boden tropfte.
„Sir, ihr Arm.“
Einer der Soldaten trat an seinen Kommandanten heran und
warf einen Blick auf die Wunde. Captain Bolt war zu sehr geschwächt, um sich
dagegen wehren zu können und so bemerkte er kaum, wie sich der Soldat seiner
Wunde annahm.
Sein Blick war auf die Kreatur gerichtet. Ein hässliches
Vieh, dachte er. Eines dieser Tyranidenwesen. Es muss ihnen vom Planeten auf
die Fähre und dann auf das Schiff gefolgt sein. Das ein einziges dieser Wesen
so viel Schaden verursachen konnte stimmte ihn nachdenklich. Doch plötzlich
kamen seine Gedankengänge ins Stocken und er ging ein paar Schritte näher an den
Tyraniden heran. Die Farbe, sie war ähnlich dem Wesen auf dem Planeten, aber
auch anders. Das Farbschema von blau und grau konnte er deutlich erkennen. Doch
es schien hier keinen Hauch von Violett zu geben, wie bei dem Hormaganten auf
dem Planeten. Stattdessen schimmerte an einigen Stellen ein dunkles Rot durch
das helle Grau hindurch. Ein anderer Schwarm? Der gleiche Schwarm? Wie kann das
sein? Behemoth und Leviathan an der gleichen Stelle? Oder sind sie beide als
ein Schwarm unterwegs? Unmöglich! Oder?
Captain Bolt bemerkte, dass seine Kopfschmerzen schlimmer
wurden. Was ein Wahnsinn.
„Sir, wie geht es weiter?“, fragte ihn der Soldat, der auch
die Tür geöffnet hatte.
„Wir müssen die Schiffssysteme stabil bekommen. Kriegen sie
das hin?“
Der Soldat war irritiert.
„Ich Sir?“
„Ja sie. Wie heißen sie?“
„Corporal Relo, Sir. Ich weiß nicht, ob ich…“
„Ich auch nicht, Corporal. Machen sie einfach. Es scheint
ja, als wären ihnen die Schiffssysteme nicht unbekannt.“
„Das stimmt, Sir, ich…“
„Gut. Nehmen sie sich zwei oder drei Männer und bringen sie
hier die Geräte wieder zum Laufen, ich bin auf der Brücke, wenn sie mich
suchen.“
Corporal Relo nickte, deutete sich zwei der Soldaten aus und
machte sich ans Werk.
„Sie begleiten mich.“, befahl Bolt dem Sergeant. Der nickte
nur und begleitete seinen Kommandanten zurück zur Brücke.
Dort angekommen war das Chaos nicht beseitigt worden aber
augenscheinlich geringer. Die Konsolen brannten nicht mehr und Funkenschläge
schienen weniger geworden zu sein.
„Bericht.“, sagte Bolt trocken. Die Crew starrte ihn und
seinen mittlerweile verbundenen Arm geschockt an. Niemand reagierte.
„Bericht.“, setzte Bolt energischer nach.
„Die Hauptsysteme sind soweit einsatzfähig, dass wir uns
wieder auf die Reise begeben können. Warp ist noch immer nicht möglich, wäre
auch nicht empfehlenswert. Die Lebenserhaltungssystem machen uns immer noch
Sorgen, die Waffenkontrolle reagiert noch immer nicht.“
„Hmmh… setzen sie Kurs zur Admiralität. Wir müssen Bericht
erstatten und dieses Schiff reparieren. Es scheint mir, dass dieser Schwarm,
den wir geweckt haben, gefährlicher ist, als ich vermutet habe.“
„Ja Sir.“
Die Triebwerke der „Emperors Law“ zündeten mit einem lauten
Knall und einem heftigen Ruck, der das Schiff kurz erbeben ließ. Dann setzte
sich der Kreuzer langsam in Bewegung und nahm seinen Kurs in Richtung
Admiralität auf.